Unsere Reise führt uns vom Konagaya-Jo bis nach Izu.

Wir befinden uns in den japanischen Bergen vor ca. 500 Jahren. Nur vereinzelt bewohnen Menschen die Gegend. Holz gab es, Wasser. Die steilen Hänge sind kaum für große Städte geeignet. Selbst heute regiert die Natur in den Bergen der japanischen Alpen.

Ryujin Daiko

Seit jeher bewohnt der Ryujin die Gegend um den Oigawa. Jeder Fluss hat seine Shinto-Gottheit. So auch der Oigawa. Er taucht regelmäßig bei Festen auf und bringt den Anwesenden Glück und Erfolg.

Im Laufe der Jahrhunderte besiedelten mehr und mehr Menschen die Gegend. Neben dem Grünen Tee wurde seinerzeit Holz als Exportgut der Region bekannt.

Die Sengoku-Zeit

In der Zeit um 1500 (Sengoku Zeit) bestand Japan aus unzähligen kleinen Fürstentümern. Der Oigawa war die Grenze zwischen den Fürsten Shingen Takeda und Imagawa Yoshimoto. In dieser Zeit entstanden entlang des Flusses einige Burgen und Festungen. So auch das Konagaya-Jo, welches sich am Startpunkt unserer heutigen Reise befand.

 

Lageplan des Konagaya-Jos.

Heute ist dort nicht mehr viel zu sehen. Ein paar Gräben, viele Bäume und ein Schrein. Die Bäume haben sich die ehemaligen Wehranlagen (Jinya) zurückgeholt und ragen nun hoch in den Himmel. Unser Lied “Jinya” – so der Gedanke – wurde genutzt, um die Krieger (Samurai) einzustimmen.

 

Nach dem Lied Jinya bleiben wir am gleichen Ort, aber wechseln ein paar Jahrhunderte in die Zukunft.

Gründung von Akaishi Daiko

1981 wurde Akaishi Daiko von der Stadt Honkawanecho (heute: Kawanehoncho) ins Leben gerufen. Daihachi Oguchi (小口大八) – im Bild – war ein berühmter Jazz Musiker in Japan. Er kreierte später den Kumi-Daiko-Stil in Japan. Jener Stil also, der moderne Taiko-Ensembles ausmacht und Taiko-Trommeln mit anderen Instrumenten wie Flöten oder Gongs kombiniert und eine umfassende Choreographie verschiedenster Taiko-Spieler beinhaltet. Ihm ist es zu verdanken, dass es in Japan zahlreiche Trommelgruppen gibt – so eben auch Akaishi Daiko.

daihachi-oguchi

Aus seiner Feder stammen zahlreiche Lieder (unter anderem auch wie eben gehört Ryujin Daiko oder Jinya Daiko). Der Stil ist gut zu erkennen: Es gibt eine Abfolge bestimmter Elemente, die in mehreren Durchläufen immer schneller werden. Oguchi komponierte aber auch Lieder speziell für Kinder, so wie unser nächstes Stück: Chatsumi (das Lied der Tee-Ernte).

 

Ein Abstecher nach Osaka

Lassen wir unseren Blick nun von den Bergen der Japanischen Alpen ca. 300km weiter nach Westen bis nach Osaka gleiten. 

Dort finden wir die Gruppe Kokubu, die auch schon mehrfach in Magdeburg war. Die Lieder “Jin” und “Shunka” komponierte Chiaki Toyama, der Leiter der Gruppe.

Shiwasu

Gleich ist Pause. Shiwasu – ein altes Wort für den Monat Dezember – ist unser letztes Stück vor der Pause. Die Kanji (also die japanischen Buchstaben) suggerieren dabei, dass der Dezember ein Monat sei, in dem sogar der Chef bzw. Meister viel zu tun hatte. So ist es auch für uns. Der Dezember ist der letzte Monat im Jahr und Shiwasu das letzte Lied im ersten Durchgang. Auch wir werden jetzt viel zu tun haben.

Wir machen nun eine kulinarische Pause auf unserem Weg zurück nach Kawanehoncho. Genießt sie mit unseren selbst gemachten Spezialitäten aus Japan.

-- PAUSE --

Wir bewegen uns den Oigawa weiter Richtung Süden

Zunächst suchen wir in den Bergen nach Glühwürmchen. Finden wir welche? Die Melodie des Liedes Hotaru-Koi (Glühwürmchen) basiert auf einem japanischen Kinderlied.

Wir sind nun in Senzu, einer kleinen Stadt und Geburtsort unserer Trommlerin Sakiko. Ihr Vater war einer derjenigen, die schon 1981 mit Akaishi Daiko trommelten. 

In den Bildern sehen wir den Oigawa, einen Fluss, der stark durch die Jahreszeiten geprägt ist. Im Frühling, während der Regenzeit, schwillt er stark an, während er im Winter eher einem kleinen Rinnsal ähnelt. Allerdings war das nicht immer so. Erst durch den Nagashima Damm (s. Foto oben) hat sich der Flusslauf stark verändert. In der Vergangenheit war der Fluss naturbelassen, zeichnete sich aber durch eine starke Strömung und in bestimmten Jahreszeiten durch viel Wasser aus.

Die Region um Kawanehoncho wurde seither stark durch die Forstwirtschaft geprägt. Da das Terrain sehr steil ist und Straßen nur langsam erbaut wurden, diente der Fluss als Transportmittel für gefällte Bäume. Dazu wurden in Abschnitten kleine Dämme errichtet. Die Baumstämme kullerten ins Wasser und wenn sich ausreichend Material für einen Transport gesammelt hatte, wurde der Damm entfernt und die Baumstämme rumpelten den Fluss entlang. Dies hat so gescheppert und geknallt, dass die Forstarbeiter sagten, es würde sich wie der Schuss einer Waffe (Teppo) in den engen Tälern anhören. 

Bevor wir den Ort Kawanehoncho verlassen, genießen wir noch einmal den Blick auf die Natur – und sehen am Himmel einen Falken (Hayabusa). Schon der japanische Shogun Ieyasu Tokugawa hatte das Hobby der Falknerei für sich entdeckt. Sein Lebensende verbrachte Tokugawa im Sumpu-Schloss, dessen Ruinen sich noch heute in der Provinzhauptstadt Shizuoka befinden. Können wir uns vorstellen, wie er vor ca. 400 Jahren am Rande des Oigawa stand und sich der Falknerei widmete?

 

Von Senzu aus dauert es entlang des Oigawa ca. 40 Minuten mit dem Auto bis zum nächsten Supermarkt. Wir erreichen an dieser Stelle auch in etwa den Tokaido – die historische Handelsstraße am Meer. Diesen Weg, den der Oigawa (Oi-Fluss) von seiner Quelle in den Akaishi-Bergen bis hin zur Bucht zurücklegt, zeigt unser nächstes Stück “Ooinaru-Kawanone”.

Wie beschwerlich die Überquerung des Oigawa – entlang des Tokaido – war, können wir anhand des Ukiyoe (Holzdruck) des Künstlers Hokusai erahnen, welcher die Vorlage des Holzdrucks – hier im Bild – um ca. 1830 erstellte.

Der Oigawa mündet schließlich in einem breiten Delta ins Meer (Umi). Dort  sind nun angelangt.

Wir sind nun am Meer angelangt.

Das Meer – der Pazifische Ozean – bildet Küste. Nur weniger hundert Meter von ihr entfernt ragen hohe Berge aus der Landschaft. Die steilen Hänge sind oftmals nicht bewachsen. Wind und Regen – aber auch zahlreiche Erdbeben – formen hier die Klippen.

Doch auch nach einem starken Typhoon (es gibt in der Regel 10-20 schwere Typhoons in der Sommerzeit) kehrt Ruhe ein und am Meer schwappen die Wellen an den Strand.

Wir sind nun auf Izu.

Dort erholen wir uns etwas am Strand und feiern noch ein tolles lokales Matsuri (Fest). Izu ist die Heimat der Gruppe Amagi Renpo Daiko. Als wir sie vor einigen Jahren besuchten, schenkten sie uns das Lied “Kiiwai”. 

Das nächste Lied – Kokoro (Herz) nutzen wir, um nun einen kurzen Ortswechsel vorzunehmen. Wir beenden unsere Japanreise allmählich und kehren nach Magdeburg zurück. Hat es euch bis hierher gefallen?

Unser letztes Lied ist nun Karamatsu – die Lärche. Diese befindet sich in unserem Garten in Magdeburg. Das Lied ist ein Ergebnis des ständigen Hin-und-Her-Reisens unserer Trommler nach Japan und der Trommler aus Japan nach Magdeburg. Es ist also eigentlich gar nicht das Ende unserer Reise, sondern schon die Vorbereitung auf die Nächste.

Akaishi Daiko hin und her